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Hass gelernt - Liebe erfahren. Vom Islamisten zum Brückenbauer

von Yassir Eric



Inhalt


Yassir Eric gewährt dem Leser einen tiefen Einblick in sein Leben und das vieler anderer Araber:
Yassir wächst im Sudan, umgeben von einem konservativen, extremistischen Islam, auf. Bereits als Kind wird er von einem Tag auf den anderen in eine weit entfernte Koranschule gebracht, die mit Strenge und Lieblosigkeit die Kindern den Koran auswendig lernen lässt. Viele Ereignisse in dieser Zeit prägen ihn stark und als er nach Hause zurückkehren darf, ist er innerlich kein Kind mehr. Die schweren Jahre haben ihn erwachsen werden lassen und ihn in seiner extremistischen Meinung gestärkt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass all sein Hass sich auf seinen christlichen, südsudanesischen Mitschüler – Zakaria – richtet. Yassir ist in und mit einer lebensfeindlichen Gesellschaft aufgewachsen. Die Tötung von Ungläubigen – und dazu zählt jeder, der nicht genau den gleichen islamischen Glauben oder die entsprechende Stammeszugehörigkeit besitzt – ist eine gute Tat im Sinne Allahs. Der Tod bzw. der Mord eines Ungläubigen ist sogar eine sehr gute Tat. Ist es da noch verwunderlich, dass Yassir in diesem Glauben seinen Mitschüler Zakaria mit einigen Freunden auflauert und zu Tote prügelt? Er möchte Allah gefallen und in den Himmel kommen. Und dafür tut er alles, was aus seiner Sicht und aus der Sicht seiner Verwandtschaft nötig ist.
Doch nachdem sich Yassirs geliebter, kritisch denkender Onkel zum Christentum bekehrt und daraufhin von der Familie ausgestoßen wird, ändert sich Yassirs Leben von einem Moment auf den anderen grundlegend …


Meine Meinung


Ich selbst bin in einer christlichen Familie aufgewachsen und entscheide mich immer wieder neu dazu, Jesus nachzufolgen. Doch Yassir hat mich trotz der gegensätzlichen Prägungen und Lebensumstände mit in seine Welt genommen. Während jeder Zeile konnte ich mich in ihn hineinversetzten; konnte verstehen, wieso er so gedacht und gehandelt hat, wie er es getan hat; konnte verstehen, wie sich seine frühkindlichen Prägungen auf ihn ausgewirkt haben.
Immer wieder unterbricht er seine biographischen Berichte und kommentiert die Ereignisse und seine Handlungen aus seiner heutigen, christlichen Sicht. Diese typographisch abgesetzten Erläuterungen tragen auch sehr zum Verständnis der ganzen Situation bei.

Ich habe dieses Buch geradezu verschlungen. Es ließ in mir wieder ganz neu das Verständnis für Muslime und arabisch geprägte Menschen wachsen. Diese Menschen sind so ganz anders aufgewachsen, haben teilweise komplett unterschiedliche Prägungen und Werte erfahren.

Yassir berichtet auch über seine ersten Jahre in Deutschland; wie schwer für ihn zum Teil die Eingliederung war. Gerade für uns Selbstverständlichkeiten wie Mülltrennen und diesen in die richtige Tonne – und nicht in die des Nachbars – zu werfen, erweisen sich für Yassir als Herausforderungen. Wie ihm geht es momentan vielen Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Menschen, die in einer ganz anderen Kultur und Werteordnung aufgewachsen sind. Yassirs Geschichte hat mir auch neues Verständnis für all die Flüchtlinge gebracht, neue Erkenntnisse, wie mein Umgang mit ihnen sein sollte und wie ich ihnen helfen kann. Diese Erkenntnisse erlangte ich vor allem dadurch, dass Yassir mich als Leser direkt angesprochen hat. Denn besonders in diesen Kapiteln wendet er sich oft aus seiner heutiger Sicht an den Leser. Er beschreibt und erklärt, welche Maßnahmen und Hilfen für Araber in Deutschland wirklich hilfreich sind und welche nicht. Viele gut gemeinte Hilfen erfüllen nicht ihren Zweck, weil sie an der falschen Stelle ansetzen. Dieser Teil von Yassirs „Ansprachen“ an den Leser haben mir besonders gefallen und sind für alle in Deutschland lebende Menschen wichtig zu wissen – nicht nur für Christen oder Muslime.


Gestaltung


Das Buch ist sehr edel gestaltet. Der schwarze Schutzumschlag umhüllt das weiße Hardcover mit dem weißen Lesebändchen. Auf dem Vorsatzpapier ist eine Karte des Sudans und von dessen angrenzenden Ländern abgedruckt. Ungefähr in der Mitte des Buchs befinden sich einige Fotoseiten, die durch den schwarzen Hintergrund sehr edel wirken und die Bilder perfekt zur Geltung bringen.


Fazit


Hass gelernt. Liebe erfahren ist ein so gewaltiges Buch, dass jeder gelesen haben sollte – egal ob Christ, Muslim oder Atheist. Denn Yassir beschreibt seine Jahre im Sudan und später in Deutschland so nachvollziehbar, dass man sich unglaublich gut in ihn hineinversetzen kann. Dieses Verständnis für unsere arabischen Mitmenschen ist absolut notwendig, um einen gegenseitig respektvollen Umgang pflegen zu können – einen Umgang der Grenzen der Missverständnisse aus dem Weg räumt und Platz für gegenseitige Wertschätzung schafft.
Dieses Buch ist aber nicht nur deshalb auch für Menschen, die in der Flüchtlingsarbeit tätig sind, von unglaublichem Wert. Denn Yassir erzählt auch von seinen ersten Jahren in Deutschland; was ihm schwer fiel und was seiner Meinung nach anders gehandhabt werden sollte, um die Eingliederung der Flüchtlinge in die deutsche Gesellschaft und in unser Wertesystem zu ermöglichen.
Er gewährte mir viele Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt, die in mir ein ganz neues Verständnis für Araber, Muslime und Flüchtlinge ermöglicht haben. Ich kann dieses Buch jedem uneingeschränkt empfehlen!


Allgemeine Informationen


Hardcover
mit 16 seitigen, farbigen Bildteil
und Lesebändchen
224 Seiten
ISBN 9783863341770
adeo